Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn.
Wir stolzen Menschenkinder sind eitel arme Sünder und wissen gar nicht viel.
Wir spinnen Luftgespinste und suchen viele Künste und kommen weiter von dem Ziel.
Gott, lass dein Heil uns schauen, auf nichts Vergänglichs trauen, nicht Eitelkeit uns freun;
lass uns einfältig werden und vor dir hier auf Erde wie Kinder fromm und fröhlich sein.
Matthias Claudius, 1779 (Strophen 3-5 aus „Der Mond ist aufgegangen)