Es gab viele Wahlen in den letzten Tagen. In einem Buch von Stefan Kiechle über Ignatius von Loyola habe ich etwas Interessantes dazu gelesen:
Ignatius spricht nie von Entscheidung/entscheiden (…), sondern immer von Wahl/wählen (…): Es geht ihm nicht um den existenziellen oder gar heroischen Akt des Subjekts, das – ganz modern – durch Lebensentscheide sich verwirklicht und sich auf diese Weise ein Selbst oder eine Identität oder ein öffentliches Profil gibt. Vielmehr wählt der Exerzitant, der sich auf eine Lebensform festlegt, aus meist mehreren Möglichkeiten, die auf ihn zukommen – angeboten wie geschenkt –, eine aus. Der Exerzitant stimmt nur zu – die Aktion, der Willensakt tritt innerlich zurück zugunsten des Ergreifens einer Chance; oder besser: Er lässt sich im Wählen einer Möglichkeit rufen und greifen, packen und senden und so Aufgabe und Identität schenken. In der Wahl ist die Passivität größer als die Aktivität, um dann in der ausgeführten Sendung selbstverständlich zu großer Aktivität zu werden.
Gott die Ehre, Würzburg (Echter) 2021, S. 90