Mein Beten und der Heilige Geist

In dem über 50 Jahre alten Buch von Jörg Zink „Wie wir beten können“ entdecke ich in diesen Tagen vieles Wertvolle. Ein paar kurze Auszüge für unsere Zeit nach Pfingsten:

‚Im Heiligen Geist beten‘ heißt also gerade nicht, sich über sich hinaus in eine geistige Höhe entfernen und den Leib verachten, sondern die Menschwerdung Christi und das schöpferische Tun Gottes an der Erde und den Menschen nachvollziehen. Es heißt eine durch und durch menschliche Welt wahrnehmen, bejahen, bewohnen und erleiden…“ (S. 50)

„Löse das Erstarrte.
Mach uns lebendig,
die wir erstarren in Angst.
Gib Mut den Verzagten,
Hoffnung den Niedergeschlagenen,
Freiheit den Verschuldeten,
Glauben allen, die sich nach Glauben sehnen.“ (S. 51)

Jörg Zink zitiert auch Martin Luther:

„Wo ein Christ ist, da ist der Heilige Geist. Der tut nichts anderes als immerdar beten. Denn auch wenn der Mensch nicht immer den Mund regt oder Worte macht, geht und schlägt das Herz – gleich wie die Pulsadern und das Herz im Leibe – ohne Unterlaß mit solchem Seufzen: Ah, lieber Vater! Daß doch dein Name geheiligt werde, dein Reich komme, dein Wille geschehe bei uns und jedermann! Und wenn die Püffe, die Anfechtung und Not härter drücken, dann geht solches Seufzen und Bitten desto stärker, auch mit dem Munde. Man kann keinen Christen finden ohne Gebet, so wenig als einen lebendigen Menschen ohne den Puls. Denn der Puls steht nimmer still, er schlägt und regt sich immer, obgleich der Mensch schläft  oder etwas anders tut, und der Mensch wird seiner nicht gewahr.“ (S. 53)

Und hier noch ein Gebet von Jörg Zink:

„Lebe du in mir, heiliger Gott.
Ich möchte nichts als dasein
und durch dich leben.
Ich will mich lassen, mich freigeben.
Ich möchte mich öffnen
und mich geöffnet in der Hand halten,
dir entgegen.“

aus: Jörg Zink: Wie wir beten können. Kreuz-Verlag Stuttgart Berlin, 6. Auflage 1973, S. 53